Olpe. In der St. Martinus-Kirche in Olpe trat im Rahmen der Reihe „Abiszet” die „Camerata Instrumentale Siegen” zusammen mit dem Kammerchor Olpe unter dem Gesamtdirigat von Dietmar Schneider auf.
Auf dem Programm standen kirchenmusikalische Werke der bedeutenden Komponisten Johann Sebastian Bach und Joseph Haydn sowie des heute gemeinhin weniger geläufigen Italieners Francesco Durante. Als Solisten wirkten mit: Sandra Diehl (Sopran), Dagmar Linde (Alt), Wolfgang Klose (Tenor), Sebastian Klein (Bass) und Dieter Moers an der Orgel.
Das hohe künstlerische Niveau der Akteure sowie das gut ausgewählte Programm sorgten für ein volles Gotteshaus trotz traumhaftem Frühlingswetter.
In seiner Leipziger Zeit, als Bach den Posten des Thomaskantors innehatte, schrieb er 1725 die barocke Kirchenkantate „Bleib bei uns, denn es will Abend werden”. Das Chorwerk ist voller Sehnsucht und macht das Geschehen am Ostermontag auf meisterliche Weise musikalisch anschaulich. Ebenso meisterhaft erfassten und intonierten Orchester, Chor und Solisten die musikalische Dichtung in all ihrer Dramatik. Wie vollkommen ausgearbeitet diese Bachsche Komposition ist, wird alleine dadurch deutlich, dass das Motiv der Melodie im fünften Satz, die Tenor-Arie, zunächst im Streichersatz, dann von der Tenorstimme gesungen, bildlich ein Kreuz erschließt. Verbindet man die ersten vier Töne, wird ein Kreuz sichtbar.
Mit dem „Concerto Nr. 2 in g-moll” folgte ein Werk des im 17. Jahrhunderts bei Neapel geborenen Komponisten, Kapellmeisters und Lehrers Francesco Durante, der seinerzeit hoch geschätzt wurde und große Opernkomponisten wie Traetta, Piccini und Pergolesi zu seinen Schülern zählte. Heute in außermusikalischen Kreisen eher weniger bekannt, gilt er dennoch als ein großer Meiser kirchenmusikalischer Kompositionen. Einfühlsam, präzise und mit großem musikalischem Können brachte das Siegener Orchester das Instrumentalwerk zum Vortrag.
Der dritte Teil des Konzerts gehörte dem österreichischen Komponisten Joseph Haydn, der den größten Teil seiner beruflichen Laufbahn im Dienst des Fürsten Eszterházy verbrachte. 1796 schrieb Haydn die „Missa in Tempore Belli” (Messe in Zeiten des Krieges), als zweite von sechs lateinischen Messvertonungen im Auftrag von Fürst Eszterházy zum Namenstag für dessen Ehefrau. Im deutschen Sprachraum ist das Werk wegen der markanten Paukenschäge im Agnus Dei eher bekannt als „Paukenmesse” und zählt zu Haydns kompositorischen Spitzenleistungen. Die Messe wurde am 26. Dezember 1796 in der Piaristenkirche Maria Treu in Wien uraufgeführt. Haydn selbst wählte den lateinischen Namen „Missa in Tempore Belli” aus, der an die Bedrohung Wiens durch Napoleon erinnern soll. Immer wiederkehrende Klangsymbole - Trompetenfanfaren, Paukeneinsätze und Unisoni des Chores - machen die Anspielungen auf den Krieg hörbar. Die Musiker stellten sich der großen Herausforderung des Werkes mit scheinbarer Leichtigkeit und bewiesen ein großartiges Gespür für die eindrucksvolle Klanggewalt. Die Instrumentalisten begeisterten mit klar konturierten Linien, die Sängerinnen und Sänger mit ihren stets präsenten, dem Wort dienenden Stimmen und brachten die zahlreichen Besucher in den Genuss eines insgesamt großartigen Kirchenkonzerts.
Westfalenpost vom 21.04.2010 (Birgit Engel)