Konzert zum Passionssonntag

 


 

Franz Liszt (1811-1886): Via crucis

Diese musikalische Kreuzwegandacht ist ein Unikum der Musikliteratur. Das bezieht sich nicht nur auf die die Grenzen der damaligen Tonalität erreichende Harmonik, sondern vor allem auf die stilistische Vielfalt der eingesetzten Mittel: Gregorianischer Hymnus, unbegleitetes Solo-Rezitativ, Choralvertonungen im Stile Bachs, dramatische Chor-Unisoni und terzenselige Frauenstimmen-Passagen sowie expressive Orgelsolo-Sätze.

 

Dieses Spätwerk Liszts entstand im September und Oktober 1878 in Rom und wurde im Februar 1879 in Budapest vollendet. Liszt selbst stellte sich vor, dass seine Kreuzwegkomposition bei entsprechenden Andachten im Römischen Kolosseum, wo im frühen Christentum zahlreiche Märtyrer ihr Leben lassen mussten, aufgeführt würde.

 

Die Aufführung in der Martinus-Kirche erhält ihren besonderen Reiz zusätzlich noch durch die Ausnutzung des Raumklanges: Die Ausführenden sind auf Altarraum und Orgelempore verteilt.

 

 

Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901): Stabat Mater in g-Moll, op. 138

„Stabat Mater dolorosa“ (Christi Mutter stand mit Schmerzen) ist der Textbeginn einer mehrstrophigen mittelalterlichen Reimsequenz, deren Urheberschaft unsicher ist. Das Gedicht, das die Mutter Jesu in ihrem Schmerz um den Gekreuzigten besingt, wird in der Regel dem Franziskanermönch Iacopone da Todi († 1306) zugeschrieben. Der liturgische Ort dieser Sequenz ist das „Fest der 7 Schmerzen Mariens“ (15. September).

 

Die Häufigkeit der Vertonungen des Stabat Mater-Textes in der abendländischen Musikgeschichte von der Gregorianik bis Karl Jenkins ist immens. Nicht immer wird der gesamte Text verwendet, unterschiedliche Anlässe der Kompositionen und persönliche Prägungen der Komponisten führten oft zur Akzentsetzung etwa unter den Themen: Trost, Leid, Klage.

 

Die Vertonung des Liechtensteiner Spätromantikers J.G. Rheinberger besteht aus vier relativ knappen Sätzen und verwendet dennoch insgesamt 18 der 20 Originalstrophen des Gedichtes. Obwohl fast zeitgleich (1885) zum Via crucis entstanden, ist die Tonsprache eine völlig andere. Der geschmeidige, von großer melodischer Schönheit geprägte Chorsatz ist eingebettet in einen zurückhaltenden Streicher- und Orgelsatz. Die harmonischen Mittel Rheinbergers sind eher konservativ und stellen in ihrer Unaufdringlichkeit stets den Text in den Vordergrund. Das Werk gipfelt in einer meisterhaften, an Bach orientierten Chorfuge zum Text der letzten Strophe („paradisi gloria“), die in strahlendem G-Dur endet und schon Osterfreude aufkommen lässt.

 

DS

 
Kammerchor Olpe 0