Eine Rarität in der St.-Clemens Pfarrkirche Drolshagen
Kammerchor Olpe unter der Leitung von Dietmar Schneider brachte Georg Gebel zu Gehör
Der Komponist Georg Gebel (1709-1753) genoss zu seiner Zeit einen legendären Ruf. Viele sei- ner Werke wurden als ,,Meister- stücke" betitelt. Leider sind die umfangreichen Früchte seines Schaffens schon zu Lebzeiten in weiten Teilen verloren gegangen. Die, die jedoch erhalten sind, wur- den spätestens zu seinem 300. Geburtstag vor drei Jahren ent- staubt und auf einzelnen Bühnen im Land zu Gehör gebracht. Dar- unter zwei 0ratorien, zu Weih- nachten und zu Neujahr die nun zum Ende des Weihnachtsfestkrei- ses am Sonntag zum Fest der "Taufe des Herrn" in der St.-Cle- mens Pfarrkirche zur Aufführung kamen. Auf Einladung des Kultur- vereins Drolshagen gastierte der Kammerchor 0lpe unter Beglei- tung eines Instrumentalensembles mit besagten kirchenmusikali- schen Stücken. Mitwirkende wa- ren außerdem der Vokalkurs des St. Franziskus Gymnasiums Olpe sowie die renommierten Solisten Gabriele Dartsch (Sopran), Dag- | mar Linde (Alt), Wolfgang Klose (Tenor) und Achim Rück (Bass). Die Gesamtleitung oblag Dietmar Schneider. Georg Gebel, geboren unweit von Breslau und ein Zeitgenosse Bachs, galt als Wunderkind. Er komponierte bereits mit sechs Jahren. Nach Stationen in Bres- lau und Dresden wirkte er ab 1746 als Konzertmeister am fürstlichen Hof im thüringischen Rudolstadt, wo er, gerade einmal 44 Jahre alt, starb. Über 100 Sinfonien, Kir-chenkantaten, Passionsmusiken, 0pern und Konzerte für Cembalo, im Übrigen sein favorisiertes In- strument, gehören zu seinem um- fangreichen Werk. Dabei sind sei- ne 0ratorien eine echte Alterna- tive zum bekannten Weihnachts- oratorium seines Zeitgenossen Johann Sebastian Bach. Als Komponist, der heute wieder entdeckt wird, passt Gebel auch großartig auf den Spielplan des Kammerchors, der es sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, Werke; die vom öffentlichen Mu- | sikleben vergessen sind oder zu selten aufgeführt werden, dem hie- sigen Publikum zugänglich zu ma- chen. So war die Pfarrkirche mit Musikinteressierten aus Drolsha- gen und den umliegenden Ge- meinden auch sehr gut besucht. "Jauchzet, ihr Himmel! Erfreue dich, Erde!", so der Jubelruf am Anfang des Weihnachtsoratori- ums. Während dieses Werk in jün- gerer Vergangenheit vereinzelt zu hören ist, erlebte die "Musikali- sche Andacht auf den Heiligen Neujahrs-Abend" eine Premiere. ,,Erzählet, ihr Himmel, die göttli- chen Werke! Verkündige, Feste, des Schöpfers Gewalt!". Begei- stert fiel die Resonanz des Publi- kums auf diese "neue" Musik aus dem 18. Jahrhundert aus: Facet- tenreich, mit viel Temperament, Eleganz und Klangfülle, mit dra- matischen Chören und feinsinni- gen Arien - wunderbar eingängig und in Teilen beinahe operesk, Nun, Gebel war ein Freund der Italienischen 0per. In Drolshagen fand er Liebhaber seiner Musik. (bmb) |