Westfalenpost vom Donnerstag, 2. April 2009

Großartige Aufführung der Johannespassion 

Auftritt des Olper Kammerchors wird in der St. Martinuskirche zu herausragendem musikalischem Ereignis Zuhörer begeistert

 

Von Philipp Weber

 

Olpe. So wie in den antiken Tragödien von den Göttern verhängte Menschenschicksale in gewaltiger Sprache lebendig werden, so erhebt sich in Bachs Passionen in tief greifenden Tönen die gottgewollte Tragik seines gekreuzigten Sohnes. 

Eine großartige Aufführung der Johannespassion war am Sonntag in der St. Martinuskirche in Olpe zu bewundern. Der Kammerchor Olpe lud zu diesem herausragenden musikalischen Ereignis ein. Zusammen mit der Camerata Instrumentale Siegen wurde Johann Sebastian Bachs Johannespassion (BWV 245) zu Gehör gebracht. Sie ist nicht nur eines der bedeutendsten Zeugnisse der Musikgeschichte, sondern stellt auch ein einmaliges Zeugnis christlicher Glaubenslehre dar. 

Der Text basiert auf dem ohnehin schon leidenschaftlich aufgeregtem Passionsbericht des Johannes. Diese Leidenschaft aus Chor, Orchester und Solisten herauszuholen, gelang dem  Chorleiter und Dirigenten Dietmar Schneider bestens. Mit viel Hingabe hatte er mit seinem Chor das Werk einstudiert und konnte nach dem Auftritt mit seiner Arbeit höchst zufrieden sein.

 

Mächtiger Chor 

Gleich der mächtige Eingangschor („Herr, unser Herrscher") riss mit und führte in die folgende  Passionsgeschichte ein. Die darauf folgenden Arien und rezitierten Teile des Evangelisten, die von Gabriele Dartsch (Sopran), Marion Thienel (Alt), Johannes Klüser (Tenor), Achim Rück und Sebastian Klein (beide Bass) gesungen wurden, boten das volle inhaltliche  Einfühlungsvermögen. 

Die allesamt gut ausgebildeten Solosänger verbanden so musikalischen Ausdruck mit erkenntnisreicher Deutung des Textes. Besonders ließen des Weiteren auch die einkomponierten Choräle aufhorchen, die der Chor sehr innig, nahezu weltentrückt, unter dem sicheren Dirigat seines Chorleiters vortrug. 

Der „Kraftakt", den das Werk verlangt, wurde erschwert durch das große Kirchenschiff, das die Musik sehr weit und lange trägt. Schneider war daher darum bemüht, Chor und Orchester so transparent wie möglich miteinander musizieren zu lassen, was auch - abgesehen von einigen kleineren Ausnahmen - tadellos gelang. 

Aber auch die Zuhörer mussten bei einer Aufführung von über zweistündiger Dauer „Sitzfleisch" beweisen, wobei sie dem Publikum der Uraufführung, 1724 in Leipzig, wohl in nichts nachstanden - mussten diese sich auch noch eine Predigt mittendrin gefallen lassen. 

Dennoch ließen der Schlussapplaus und geflügelte Worte wie „das geht unter die Haut" verlauten, dass ein großer Bach und seine Musik nichts von ihrer Aktualität verloren haben und immer noch modern sind - Chor, Orchester, Solisten und Chefdirigent Dietmar Schneider haben das erneut bewiesen. 

Foto: Philipp Weber

 
Kammerchor Olpe 0